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Dezember 2011 / Januar 2012

Liebe Gemeinde,

es begab sich aber zu der Zeit, dass alles ganz anders war. Joseph und seine schwangere Verlobte waren auf der Reise. Sie waren er griffen von den Folgen einer Verwaltungsvorschrift, auf die sie keinen Einfluss hatten. Sie waren fremd: so schutzlos, wie man zu Hause nie ist.

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Und dann das Fest: Es fehlte alles – Wärme, ein Kinderbett, die bekannten Gesichter. Einer ist gekommen, Gott. Auf dem Titelbild dieses Gemeindebriefes sehe ich: Das Kind ist ganz bei Maria geborgen. Maria ist ganz bei ihrem Kind. Beide sind eins in diesem Moment. Nichts lenkt ab, alles ist Gegenwart.

Ich glaube: Maria brauchte sehr viel innere Freiheit. Sie konnte so viel Glück, Liebe und auch Schmerz fühlen, dass Gott bei ihr Platz und eine Heimat fand. Die Gegenwart Gottes hat die Kraft, Menschen zu verzaubern, die ihr begegnen. Maria und viele Menschen, die Jesus begegneten, haben begriffen: Jetzt ist Gottes Zeit – jetzt ist auch meine Zeit!

Das Bild von Maria und dem Kind, die beiein- ander geborgen sind, ist die Zeichnung eines Soldaten 1942 bei Stalingrad. Kurt Reuber zeichnete das Bild mit Kohle auf die Rückseite einer Landkarte. In Unrecht, Dreck und Tod berief sich seine Sehnsucht auf Gottes intimste Gegenwart. Und Gott, der nicht zu fällig im Stall geboren wurde, ist da, auch in Unrecht, Dreck und Tod.

Weihnachten ist Gottes Weg in den Alltag. Weihnachten zeigt sich im Januar, wenn Rou- tine, Arbeit, Einsamkeit oder Leistungsdruck uns wiederhaben wollen. Gott hat sich in uns schon ausgebreitet. Wir können uns von ihm verzau- bern lassen und gerade deshalb ganz realistisch in unserer Gegenwart leben.

Das wünscht Ihnen
Reinhard John