Beitragsseiten

Juni / Juli 2012

Liebe Gemeinde,

mit Paulus unterwegs – das war Motto der Kinder-Bibel-Tage in den Osterferien. Auf dem Foto des Deckblattes sehen wir Kinder, die aus ihrer Sichtweise einen Fries zu Paulusgeschichten gestalten und seine spannenden Erlebnisse in großen Bildern malen. Fast die Hälfte der 27 Schriftstücke unseres Neuen Testaments stammen in Form von Briefen aus der Feder des Paulus bzw. werden ihm zugeschrieben. Der griechische Gebildete und Arzt Lukas, Verfasser auch des gleichnamigen Evangeliums, schildert die Reisen, Ansichten und Glaubensüberzeugungen des Paulus und seiner Mitstreiter. In großen und mehr noch kleinen Episoden beschreibt Lukas die Wege und Umwege des Apostels, der getrieben war von seiner Überzeugung, dass alle Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden sollen.

[Image]

Saulus, mit römischem Beinamen Paulus, weil sein Vater römischer Bürger war, gilt als gefürchteter Christenverfolger. Vor den Toren von Damaskus wird er von Jesus auf dem falschen Weg gestellt, ins heilsame Licht gerückt und bekehrt. Aus dem fundamentalgläubigen Radikalen wird ein Apostel und Gemeindegründer. Was für ein Neuanfang! Ab diesem Ereignis ist Paulus unterwegs im Auftrag seines Herrn und Heilands. Paulus ruft zum Glauben an Jesus als den Sohn Gottes. Er ruft zu Vertrauen, zu Weisheit, Mut und Einsicht, selbst in höchster Not.

Was er predigt, lebt er selbst vor. Gottes Kraft ist es, die mächtig in diesem Mann wirkt. Und von der er sich treiben lässt. Auf vier großen Reisen fährt er übers Meer, erlebt Schiffbruch und andere lebensgefährliche Situationen. Er erleidet Verleumdung, Unverständnis, Ausgrenzung, Krankheit, rohe Gewalt und Gefängnis. Aber er bleibt in all dem treu – seinem Herrn und seiner Berufung. Paulus muss sich mit vielen Lehrstreitigkeiten auseinandersetzen, mit unterschiedlichsten Heilsauffassungen und fragwürdigen Predigtstilen. Unter Tränen versucht er Streit in Gemeinden zu schlichten. Aber vor allem: Er gründet christliche Gemeinden in vielen Regionen der heutigen Länder Türkei und Griechenland. Zum Beispiel in Philippi, heute 15 km von der modernen griechischen Stadt Kavala entfernt.

In einer von Männern dominierten Welt ist der erste Christ Europas eine Frau: die Purpurkrämerin Lydia, eine Kauffrau für teuerste Stoffe und Farben. Lydia sitzt in Philippi mit anderen Frauen am Fluss. Paulus ignoriert das eiserne Gesetz, dass ein Mann nie mit einer fremden Frau spricht. Er redet zu den Frauen, diskutiert mit ihnen über Gott und seine Welt. Dabei »tat der Herr ihr das Herz auf« (Apostelgeschichte 16,14) und Lydia kommt zum Glauben an Jesus Christus. Sie lässt sich taufen. Mit ihr werden alle Familienmitglieder und die Angestellten gleich mit getauft; die erste Keimzelle christlichen Glaubens in Europa ist entstanden.

Jahrhunderte später ist Martin Luther beim Lesen des Paulusbriefes an die Gemeinde in Rom zu der wichtigen Erkenntnis gekommen, die unsere Kirche reformierte. Allein aus Glauben an Jesus, allein aus Vergebung, allein aus Gottes Güte kommen wir bei Gott an.

Ich bin sicher, Sie kennen die Historie mit ihren Geschichten. Vor uns liegt die Ferienzeit mit Reisen und Erholung. Vielleicht ist es Ihnen ja vergönnt, auf der Reise an eine der Stätten zu kommen, in der Paulus wirkte. Meine Anregung bei allem Reisen und Erholen ist: Packen Sie auch die Bibel ein, als Urlaubslektüre obenauf in Ihrem Koffer. Setzen wir uns einmal neu den klugen Worten der biblischen Erzähler aus. Vielleicht geht uns dabei neu »das Herz auf«...

Bleiben Sie unterwegs und zu Hause behütet und geborgen,
Ihr Klaus Markert