Beitragsseiten

Februar / März 2019

Ein Nasenkuss

Ein Nasenkuss. In Indonesien ist diese zarte Berührung eine übliche Begrüßung und Verabschiedung unter Familien und Freunden. Wie oft haben Margarita (62) und Yunus (64) sich wohl schon so berührt? Sie sind seit 1974 verheiratet. Das ist eine lange Zeit! Es ist ein Glück, einander so lange zu haben. Doch wir alle wissen, es braucht unseren Einsatz für gute Beziehungen. Liebe und Frieden miteinander sind nicht selbstverständlich, weder bei uns noch in Indonesien.


Foto: Brot für die Welt

„Suche Frieden und jage ihm nach“, gibt uns der Vers aus Psalm 34 mit in das Jahr 2019. Ich seufze, wenn ich an die unfriedliche, weltpolitische Lage denke, aber auch an den Streit, den ich tagtäglich erlebe, im Privaten wie auch in unserer Kirche und in der Stadt Dresden. Ja, die Welt ist voller Unfrieden. Das zu ändern erfordert von mir eine Haltung und fragt auch nach meiner Verantwortung und meinem Einsatz für Frieden. Was heißt es, Frieden zu suchen und ihm nachzujagen? Heißt das, nur den Nachbarn in Ruhe zu lassen, beim Kartenspiel nicht zu schummeln? Heißt das, die Faust nicht in der Hosentasche zu ballen und keine Waffe in die Hand zu nehmen? Bedeutet das, dass ich mich nicht in körperliche Gewalt verstricke und niemanden mit Worten angreife?

Das Bild zeigt es deutlich: Frieden ist viel mehr als die Abwesenheit von Krieg und Gewalt. Viel kleiner beginnt er als bei Friedensverhandlungen auf der großen politischen Weltbühne. Frieden halten heißt: Ich schaue den Menschen neben mir an, in all seiner Würde und als Gottes Geschöpf. Und ich halte diesen Blick, ich achte und lebe meinen Blick, weil er meine Überzeugung und mein Glaube ist. Frieden heißt auch, danach zu streben, sich nach Streit und Verletzung wieder aufeinander zuzubewegen. Dem Frieden nachjagen heißt, den Teil der eigenen Gefühle ernst zu nehmen, der aus tiefstem Herzen Frieden möchte.

Dem Frieden nachzujagen heißt für uns im Jahr 2019 ganz praktisch,

  • dass wir uns 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution und 70 Jahre nach dem Inkrafttreten des Grundgesetzes bei mindestens drei Wahlen für unsere Demokratie einsetzen.
  • dass wir uns nach 30 Jahren Ökumenische Versammlung für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung stark machen für Gerechtigkeit und die großen Zukunftsfragen - global wie lokal.
  • dass wir in Erinnerung an die 125jährige Geschichte der Trinitatiskirche die Vorbereitungen für den Bau der friedensstiftenden Jugendkirche voranbringen, damit dieser Anfang 2020 beginnen kann.
  • dass wir den Frieden suchen in unserer Gemeinde und in unserer Landeskirche und die Aufgabe meistern, den Weg zur neuen Gemeindestruktur zusammen mit der Lukas- und der Kreuzkirchgemeinde zu finden.

Ihnen und uns allen ein gesundes und friedvolles Jahr 2019!

Ihr Pfarrer Tobias Funke

P.S.: Margarita und Yunus leben auf dem zu Indonesien gehörenden Teil der Insel Timor. In ihrem Dorf gibt es ein Projekt, das häusliche Gewalt eindämmen soll, welches von einer Partnerorganisation von "Brot für die Welt" initiiert ist. Nähere Infos und die Möglichkeit zu Spenden unter www.brot-fuer-die-welt.de