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August - Oktober 2023

»DIE GNADE DES HERRN JESUS SEI MIT EUCH!«
(1. KOR 16,23)

Liebe Leserin, lieber Leser,
wie verabschieden Sie sich von Menschen? In Deutschland haben wir viele verschiedene Formen dafür entwickelt: Tschüss, Auf Wiedersehen, Bis Bald … In der Gemeinde stellen wir uns üblicherweise unter Gottes Segen, wenn wir uns trennen. Das ist ein Ausdruck dafür, dass wir nicht allein gehen. Auch Paulus verabschiedet sich in seinen
Briefen von der Gemeinde durch Segensworte. Doch es würde beim Bäcker irritieren, wenn ich mich mit den Worten verabschiede: »Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch!«

Umso dankbarer bin ich, dass es doch eine Segensformel in den Alltagsgebrauch geschafft hat: Tschüss. Mir ist dieser »geheime« Segen bei einer Straßenaktion in Leipzig bewusst geworden. Zwei Kollegen und ich mischten uns am Pfingstwochenende mit unseren Talaren unter die schwarze Szene des »Wave-Gotik-Treffens« und boten Segen an. Mir begegnete an jenem Tag ein Mann, der sich selbst als nicht gläubig bezeichnete, die Aktion aber sehr gut fand. Auf die Frage, ob er gesegnet werden wolle, antwortete er jedoch: »Nein, vielen Dank. Aber Sie können mich ja heimlich segnen, wenn ich gleich weitergehe.« Wir verabschiedeten uns und sagten: »Tschüss!«. In jenem Moment wussten wir nicht, dass wir uns gegenseitig segneten. Der Grund dafür liegt in dem Wort »Tschüss« selbst. Aus der altromanischen Sprache entlehnt kam es über Norddeutschland als »atschüs« zu uns und bedeutet »Gott befohlen« (lat. ad deum). In diesem Sinne ist es eines der schönsten Abschiedsworte für mich geworden, wenngleich es bedeutet, Abschied zu nehmen. Denn mehr als Gottes Segen kann ich einem Menschen nicht wünschen. Und so sage ich auch beim Bäcker weiterhin: »Tschüss!«.

Ein dreifaches »Tschüss« wird auch die Gemeinde diesen Sommer hören und sagen. Wir, Emily Franke (FSJ), Johannes Springsguth (anders wachsen) und Philipp Oberschelp (Vikar) sagen: »Tschüss!«. Für uns alle drei endet diesen Sommer die Zeit als Hauptamtliche in JKL. Für diese Zeit wollen wir der Gemeinde danken. Danke, dass wir so freundlich aufgenommen wurden. Danke für alle Erfahrungen und Erlebnisse, die mit uns geteilt wurden. Wir haben viele tolle Menschen kennenlernen dürfen und verschiedene Projekte mit begleitet. Danke für Ihre Unterstützung. Doch nun müssen wir gehen.

Wir wünschen Ihnen als Gemeinde alles Gute, Gottes Segen und sagen: »Tschüss!«.

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen
Ihr Vikar Philipp Oberschelp