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Oktober / November 2012

Liebe Gemeinde,

sprechen Sie vor dem Essen ein Tischgebet? Diese wohl vertrauten Worte des Dankes, voller Vorfreude auf das kommende und schon verlockend duftende Mahl? In manchen Familien ist es üblich, sich an den Händen zu fassen und das Gebet gemeinsam zu sprechen.

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»Und er nahm die sieben Brote und die Fische
und sie aßen alle und wurden satt…«
Mt 15, 36 + 37

Wenn wir ein Tischgebet sprechen, werden wir uns der lebendigen Gemeinschaft bewusst, bei der uns Gott ganz nahe sein möchte, auch wenn wir alleine am Tisch sitzen. Schön, dass es uns so gut geht! Im Februar hatte ich eine wunderbare Reise in das Heilige Land Israel unternommen und die biblischen Geschichten haben für mich auf beeindruckende Weise eine Lebendigkeit erhalten, wie ich es mir zuvor nicht hatte vorstellen können. Besonders gefallen hat mir ein Ort in Galiläa, ganz in der Nähe vom See Genezareth. An der Pilgerstätte Tabgha, dem Ort der Brotvermehrung, wurde ein wunderbares Bodenmosaik aus dem 5. Jahrhundert freigelegt. Sie sehen es auf dem Titelbild: Es zeigt zwei Fische und einen Korb voller Brote in deren Mitte. Bereits im 4. Jahrhundert wurde die erste frühbyzantinische Kirche an diesem Ort errichtet. Die erst 1932 vollständig freigelegten Mosaiken zeigen ganz unterschiedliche Darstellungen von einfachen geometrischen Mustern, Gänsen und Reihern und anderen Vogelarten. Der offenbar mit dem Nildelta vertraute Künstler hat Flora und Fauna dieser Region abgebildet. Man erkennt Flamingos, Enten und Schlangen, Lotosblüten und Schilf.

Über den Stein, auf dem Jesus vor der Speisung der Fünftausend Brote und Fische gelegt haben soll, wurde der Altar aufgerichtet. Direkt davor befindet sich das wohl bekannteste Mosaik der Brotvermehrungskirche. Jesus hat mit sieben Broten und ein paar Fischen fünftausend Menschen gespeist und sieben Körbe voll mit Brocken waren übrig, so lesen wir es im Matthäus- und Markusevangelium (Mt 15, 32 – 38; Markus 8, 1 – 9).

In hebräischer Sprache heißt dieser Ort En Sheva, was so viel wie »Ort der sieben Quellen« heißt. Er bezeichnet also eine wasserreiche Stelle. Und wo Wasser ist, da ist auch Leben und Vielfalt und Fruchtbarkeit. Der See Genezareth, auch Yam Kinneret genannt, ist Israels größter Süßwassersee. Er liegt eingebettet zwischen den Golanhöhen im Osten und dem galiläischen Bergland im Westen. Üppiges Grün rahmt den Jordan ein, bevor er am Nordufer den See Genezareth speist. Mit seiner Lage von 210 m unter dem Meeresspiegel ist er der am tiefsten gelegene Süßwassersee weltweit. Seine Größe entspricht rund einem Drittel des Bodensees und er ist Israels wichtigstes Trinkwasserreservoir. Am See Genezareth ist es ganzjährig warm und es gedeihen subtropische Pflanzen, die dem See ihren eigenen Reiz verleihen. Der See ist sehr fischreich und vor allem durch seinen St. Peterfisch (eine Buntbarschart) berühmt.

Wir haben Oktober, den goldenen Monat. Die Ernte ist eingebracht. Wir sind reich beschenkt worden. Wie heißt es schön im Lied von Matthias Claudius: »Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!«

Ein gesegnetes Erntedankfest wünscht Ihnen
Ihre Susanne Lorenz