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Februar / März 2013

Liebe Gemeinde,

»Dunkle Stunden – oder die Kunst des Wartens« – so lautet die Überschrift eines Aufsatzes, den ich kürzlich las. In diesem Aufsatz geht es um die ‚dunklen Stunden‘ im Leben und speziell um die ‚dunklen Stunden‘ im Februar als Sinnbild des Lebens. Anders als zur Advents- und Weihnachtszeit werden die dunklen Tage des Februars nicht durch Kerzen erhellt und vielleicht ist gerade deshalb die Sehnsucht nach dem baldigen Frühjahr, nach den helleren und wärmeren Tagen so präsent. Der Februar hat seine eigene Prägung. Darauf verweist auch der Monatsname. Aus dem Lateinischen kommend (lat. »februare«: reinigen) war der Februar der Reinigungsmonat im altrömischen Jahresablauf. Reinigungs- und Sühneopfer wurden einst dargebracht.

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Der Monatsspruch für Februar lautet: »Schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei.« (Lukas 11,35) Jesus spricht hier seine Zuhörer an, sich selbst zu prüfen, worauf ihr Augenmerk gerichtet ist. Jesus fordert dazu auf, doch einmal innezuhalten und sich selbst zu fragen, worauf schaue ich eigentlich in meinem Leben? Was ist mir wichtig? Gibt es die Notwendigkeit zu einer Korrektur, zu Veränderungen in meinem Leben?

Die dunklen Stunden im Februar sind Abschiedsstunden von Altem, um offen sein zu können für Neues, was noch im Werden, aber oftmals noch verborgen, unsichtbar ist. So wie am Tagesbeginn die Stunden vor Sonnenaufgang am finstersten und am kältesten sind, so schwierig können diese dunklen Stunden im Februar sein.

»Schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei.«

Vor genau 80 Jahren (1933) geschah die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Das war kein »Geschichtsunfall «, sondern das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses in unserem Land. Vielleicht stand damals auch die Sehnsucht nach einer schnellen, einfachen Lösung für die Probleme im Land Pate.

»Heilsversprechen« da – Schuldzuweisungen dort. Wie aktuell und äußerst gefährlich dieses Denken noch ist, konnte am 1. November vergangenen Jahres beim NPD-Aufmarsch erlebt werden – und wir werden daran erinnert, wenn wir am 13. Februar dieses Jahres wieder der Zerstörung Dresdens gedenken.

Unser von Jesu Liebe hell erleuchtetes Gesicht und Herz ist gefragt, dass wir es allen Mit-Menschen zeigen, »Gott will, dass ALLEN Menschen geholfen werde« (1.Tim.2,4).

Dunkle Stunden im Februar – vielleicht ist es kein Zufall, dass in diesem Jahr der 13. Februar auf den Aschermittwoch fällt und damit die Passionszeit beginnt mit dem Aufruf zur 7-wöchigen Fastenaktion »Riskier was, Mensch! Sieben Wochen ohne Vorsicht« – z.B. Mitgefühl riskieren, Widerspruch, Niederlagen, Verletzungen, Zweifel…

Wenn wir dabei dem Monatsspruch folgen und auf Jesus und sein Leben schauen, dass Gott in und aus der Dunkelheit des Lebens Neues hervorbringen will, wird aus dem unbekannten Anfang im Zusammenleben mit Jesus Gottes schöpferisches Handeln, damit auch wir einmal sagen können: »Siehe, es ist gut!«

Im Namen aller Mitarbeiter grüße ich Sie alle ganz herzlich
Ihr Pfarrer Christian Haustein