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April / Mai 2020

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1, 7)

Plötzlich steht alles still, Termine sind abgesagt, Treffen verschoben, die Schulpflicht aufgehoben. Unsicherheit und Furcht greifen um sich – zu unkalkulierbar ist, was uns durch diese Pandemie betreffen kann. Was, wenn ich das Haus nicht mehr verlassen darf? Wenn Familienmitglieder erkranken oder ich selbst? Was sind die betriebswirtschaftlichen Folgen, gerade für kleine Unternehmen oder Kulturschaffende, die kein dickes finanzielles Polster haben? Aber auch für Kirche und Diakonie werden die Folgen finanziell spürbar sein, wenn über Wochen die Kollekten für die Gemeindearbeit und für landeskirchliche Aufgaben wegfallen. Und doch sind die Sorgen um Finanzeinbußen oder das vorzeitige Ende der Bundesligasaison unwesentlich in Anbetracht von Todesopfern, die die Krankheit fordert.


© gemeindebrief.de

Wenn plötzlich alles stillsteht, wenn Krankheit uns bedroht und lebensbedrohlich wird, dann merken wir sehr deutlich: Wir haben nicht alles in der Hand. Aber als Christen wissen wir: Wir sind in Gottes Hand. Dass einfach mal alles stillsteht, kann so auch eine Chance sein für unseren sonst so abgesicherten und durchgetakteten Alltag in Beruf, Familie und Gemeinde. Ruhepause. Nachdenken. Hände falten zum Gebet. Zeit zum Aufräumen, um äußerlich und innerlich Inventur zu machen!

Die Karwoche und die Osterfeiertage stehen bevor: Wir wissen noch nicht, ob und wie die Gottesdienste und Andachten stattfinden – zunächst ist alles ausgebremst. Vielleicht werden wir Jesu Kreuzigung und Auferstehung viel bewusster bedenken und feiern, wenn wir selbst aus Angst und Isolation langsam wieder auferstehen? Vielleicht aber wird weiterhin alles stillstehen – und dann ist uns unerwartete Zeit und Ruhe geschenkt, die wir auch nutzen können. Es muss keine vertane, erst recht keine sinnlose Zeit sein. Vielleicht führen uns all die Einschränkungen der sozialen Kontakte gerade enger zusammen – in den virtuellen Räumen, die das Internet bietet. Oder ganz einfach, wie früher, am Telefon oder durch Briefe. Die junge und weniger gefährdete Generation hilft durch Einkäufe und Besorgungen ganz praktisch den älteren Hausbewohnern. In Italien sangen die Menschen in der Zeit der Quarantäne von den Balkonen ihrer Häuser Lieder und applaudierten Ärzten und Schwestern, wenn Krankenwagen durch die Stadt fuhren.

Natürlich sollen wir nicht alles schönreden. Aber man kann die Krise auch als Chance begreifen. Den Stillstand als Atempause für uns alle. Wir alle müssen uns verantwortungsvoll verhalten, um die Ausbreitung der Epidemie aufzuhalten. Aber als Christen müssen wir dabei nicht in Panik verfallen. All unser Tun und Lassen soll im Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit geschehen.

Lasst uns beieinanderbleiben, auch wenn wir Abstand halten müssen – wir sind verbunden durch Gottes Geist und bewahrt in Gottes Hand!

Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter grüßt herzlich
Ihre Pfarrerin Eva Gorbatschow.