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Dezember 2021 / Januar 2022

Alles hat seine Zeit: Advent – Vorweihnachtsfreude – Wunschzettelzeit

Jetzt werden sie wieder eifrig gemalt und geschrieben: die Wunschzettel fürs Weihnachtsfest. Auf den Wunschzetteln der Kinder stehen die klassischen Dinge, die man eben so zum Glücklichsein braucht, wie die Puppe, das Feuerwehrauto, Pfeil und Bogen oder ein echter Lederfußball.

Doch was schreibt man auf den Wunschzettel, wenn man eigentlich alles Materielle zum Leben hat? Wenn die Wohnung sowieso zu voll ist und man alles nur noch so selten benutzt?

»ZEIT!…. Ich wünsche mir Zeit.«, sagte vor Kurzem eine Dame zu mir. Und meinte damit nicht etwa Zeit für eigenes Tun. Davon hat sie mehr als genug – man könnte sagen, zu viel. Nein, sie wünscht sich Zeit, die andere ihr schenken, gemeinsame Zeit. Es gibt wohl kein größeres Geschenk, als die Augenblicke, die wir in Gemeinschaft verbringen. Zeit kann man nicht kaufen, man kann sie auch nicht einfach schön verpacken und in einem Päckchen verschicken. Zeit muss man sich nehmen. Um sie dem anderen zur Verfügung zu stellen. Meine Zeit ist untrennbar mit meiner Person – mit meinen off enen Augen, Ohren und Armen verbunden.

Oft denken wir Berufstätigen ja, wir hätten keine Zeit. Da bleiben manchmal die Kinder auf der Strecke, weil man auf Arbeit unabkömmlich ist. Da bleibt keine Zeit, die alten Eltern zu besuchen, statt schnell noch einen Bericht fertig zu schreiben.

Aber wenn wir ehrlich mit uns sind: So wichtig ist das alles gar nicht, so wichtig sind auch wir nicht! Was wirklich wichtig ist im Leben, ist die Liebe, sind unsere Lieben! Und die brauchen nichts so sehr wie gemeinsame Zeit. Kinder brauchen jemanden, dem sie ihre Welt zeigen, dem sie von ihren Erlebnissen erzählen können. Und Eltern und Großeltern brauchen jemanden, der Erinnerungen, aber auch Fragen und Ängste anhört und teilt. Und mal ehrlich, so beschäftigt wir auch sind – wir brauchen doch auch Menschen, die uns einfach mal zuhören: nicht, weil sie dafür bezahlt werden, sondern weil sie uns lieben. Einfach so. Wir Menschen brauchen gemeinsame Zeit. Damit wir, damit unsere Seele reden kann und nicht verstummt. Alles hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit; Klagen hat seine Zeit, und Tanzen hat seine Zeit. Reden hat seine Zeit und Schweigen hat seine Zeit. Für sich sein hat seine Zeit und gemeinsam Zeit verbringen hat seine Zeit!

Vielleicht schreiben Sie ja dieses Jahr mal einen Wunschzettel – und geben ihn an Kinder und Enkel, Eltern und Großeltern: Ich wünsche mir ZEIT mit dir, ZEIT mit euch. Einen Spaziergang, ein Kaff eetrinken, einen Ausflug ins Lieblingslokal oder eine Runde MenschÄrgerdichnicht oder Schach. Hauptsache, Zeit mit DIR!

Das jedenfalls wünsche ich uns allen, gerade in der hektischen Adventsund Weihnachtszeit: Zeit füreinander!

Pfarrerin Manja Pietzcker