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Juni / Juli 2022

LIEBE LESERINNEN UND LESER, LIEBE GEMEINDEGLIEDER,

wenn dieser Gemeindebrief Anfang Juni erscheint, ist für mich nach vierzehn Jahren der letzte Monat der Johannisgemeinde zu Plauen im Vogtland angebrochen. Es erreichen mich in diesen Tagen viele freundliche Worte, die meine Verdienste loben und mein Fortgehen bedauern. Das schmeichelt mir und tut meinem Ego gut.

Dabei will Jesus mich ganz anders haben. Ich sollte wissen: Alles, was ich bin und kann, verdanke ich meinem Schöpfer. Aber ich will eben doch gern erfolgreich auftreten und mich selbst verwirklichen. Diese Haltung ist gleichsam seit Adams Zeiten unser Hauptfehler.

Johannes der Täufer kann in dieser Hinsicht als Vorbild dienen. Er war nach dem Zeugnis der Bibel ein überaus engagierter Verfechter der Sache Gottes. Er predigte, dass die Menschen nach Gottes Willen leben sollten. Er taufte, damit die Menschen den Weg des Heils gehen konnten. Er sammelte sogar auch eine Art eigene Gemeinde um sich. Er ver-zichtete auf alle Annehmlichkeiten, die das Leben einem so bieten könnte. Und vor allem wusste er sich immer demutsvoll in der zweiten Reihe. Darauf kommt es an!

Diese demütige Haltung wurde deutlich, als sich Johannes einmal über Jesus aus Nazareth äußerte und sagte: »Ich bin nicht der Christus, sondern ich bin vor ihm her gesandt. … Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen« (Joh 3,28.30).

Eine solche ehrfurchtsvolle Haltung geziemt aber nicht nur einem Pfarrer wie mir. Sondern: So sollen alle Christen werden. Und so sollte auch die Gemeinde sein. Versuchen wir alle also, Johannes dem Täufer ähnlicher zu werden. Das wäre eine Haltung, die auf dieser Welt zwar nicht viel gilt, dafür aber bei Gott hoch im Kurs steht. Und würden wir in der Demut wachsen, wären wir damit auch segensreich für die Menschen, mit denen wir leben – ganz gleich ob im Vogtländischen Plauen oder hier in Dresden, wohin mein Weg nun bald nach dem Johannistag am 24. Juni führen wird. Ich bin gespannt auf die Begegnungen mit Ihnen und freue mich auf meinen Dienst in Ihrer Gemeinde. Und ich wünsche Ihnen Mut zur Demut, Gottvertrauen und Segen!

Ihr Pfarrer Hans-Jörg Rummel