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Juni/Juli 2015

Liebe Gemeinde,

es ist eine gute Tradition in unseren Gottesdiensten, sich regelmäßig durch das »Taufgedächtnis« daran zu erinnern, dass wir durch unsere Taufe auf den Namen Jesu Christi ganz zu ihm und zur Gemeinschaft aller Christen gehören dürfen – ein Geschenk, das unserem Leben durch die Kraft des Heiligen Geistes einen tragfähigen Grund gibt.

In unseren Kirchen wird die Taufhandlung, die symbolisch durch Wasser die Sünde abwäscht und gleichzeitig Heilsgewissheit für das Leben gibt, am Taufstein konkret. Er gehört in unseren Kirchräumen neben Altar und Kanzel zu den liturgischen Gegenständen von zentraler Bedeutung.

Die hölzernen Taufständer in unseren Gemeindesälen auf der Fiedlerstraße und auf der Haydnstraße sind uns ja allen wohlbekannt. Doch wussten Sie, dass auch in der 1945 zerstörten Trinitatiskirche Reste des Taufsteins von 1894 erhalten blieben? Bei der Enttrümmerung der Ruine in den Nachkriegsjahren geborgen, lagen sie anschließend jahrzehntelang unbeachtet vor der nunmehr gesicherten Ruine. Es handelte sich um den beschädigten Fuß des Taufsteins und um zwei Bruchstücke der Taufschale.

Es ist der Initiative unseres Fördervereins für die Erhaltung und Nutzung der Trinitatiskirchruine zu verdanken, dass diese kostbaren Teile, die für unsere eigene Gemeindegeschichte wichtig sind, vor dem Vergessen oder gar vor dem endgültigen Verlust bewahrt werden konnten.

Es ist berührend zu wissen, dass auch noch Gemeindeglieder leben, die einst über diesem Taufstein ihren Segen empfingen.

Nachdem der Förderverein die nötigen finanziellen Mittel zugesagt hatte, ist es in enger Zusammenarbeit mit einer engagierten Bildhauer – und Restaurierungswerkstatt gelungen, einen Gestaltungsentwurf umzusetzen, der die vorhandenen Teile wieder in ihren ursprünglichen Zusammenhang bringt, ganz bewusst wurde aber auf eine Komplettrekonstruktion verzichtet. Fehlende Teile und Steinverbindungen wurden nur in patiniertem Stahl ergänzt, so dass zwar das räumliche Erscheinungsbild wiederhergestellt ist, die tiefen Wunden aber, die der Krieg geschlagen hatte, sichtbar bleiben.

Nachdem eine Wiederaufstellung des Taufsteins an seinem Originalstandort in der ehemaligen Taufkapelle aus funktionellen Gründen nicht mehr möglich war, wurde jetzt mit dem neuen Standort in der Turmhalle ein Platz gefunden, der nun nicht nur diesem Hauptzugang zur Ruine eine besondere Würde verleiht, sondern der hier auch allen vorübergehenden Besuchern zu Gottesdiensten und Konzerten unmittelbar zum »Taufgedächtnis« werden kann. Fragen wie »Bin ich eigentlich getauft?« oder »Was bedeutet mir meine Taufe?« geben der neuen Aufstellung dieses Taufsteines einen tiefen geistlichen Sinn und Auftrag.

In seiner geheilten Versehrtheit ist dieser Taufstein ein eindrückliches Symbol für unser Leben: Es ist zerbrechlich und gefährdet – aber Christus kam in diese Welt, um Wunden zu heilen und unserem Leben einen festen Grund zu geben.

Schauen Sie doch einmal ganz bewusst vorbei und lassen Sie sich in diesem Sinne anrühren!

Herzlich grüßt Sie
Dietrich Berger