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August/September 2015

Liebe Gemeinde,

eine Anekdote vorweg: Ein Professor der Medizin erzählte seinen Studenten folgenden Fall und bat um Stellungnahme. »Nehmen Sie einmal an, Sie wollten eine Familie beraten, in der der Vater an Syphilis und die Mutter an Tuberkulose erkrankt ist. Von ihren vier Kindern war das erste blind, das zweite gestorben, das dritte taub und das vierte tuberkulosekrank wie die Mutter. Sie ist jetzt mit dem fünften Kind schwanger. Was würden Sie raten?«. Die meisten Studenten vertraten die Auffassung, die Mutter solle eine Abtreibung vornehmen lassen. Daraufhin erklärte der Professor: »Meine Damen und Herren, Sie haben soeben Beethoven ermordet.«

Glücklicherweise hat Ludwig van Beethoven überlebt. Und er lebt heute weiter – in seinen grandiosen Musikschöpfungen. Nun ist seine Musik nicht jedermanns Geschmack. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Aber nur zum Teil, denn in einen jeden von uns scheint der Schöpfer ein Grundmotiv hineingelegt zu haben. Einen Grundrhythmus, der unserem Sein wirklich entspricht. Während des Studiums sagte mein Musikdozent zu mir, jeder Mensch hätte diesen eigenen Grundrhythmus, den es zu entdecken gelte. Deshalb ist musikalisches Wohlempfinden auch genetisch bedingt. Astrophysiker behaupten sogar, das gesamte Weltall bestehe aus Musik, aus Melodie. Rhythmus, erschaffen durch die Schwingungen der Atome oder das Pulsieren der Sonnen.

Was ist mein Rhythmus? Kenne ich ihn? Interessiert er mich überhaupt? Diese Frage sich zu stellen hilft, sein Leben besser einzutakten in einen gesunden Rhythmus von Schwingen und Pulsieren – und in die Pausen dazwischen. Wie unser Titelbild es sagt: »Mach mal Pause!«. Dies sagt sich nämlich schon unser Herz, zwischen den Schlägen hat es immer eine kurze Ruhephase. Dabei sind die Herztöne still, Herzkammerruhe. Die Herzkranzgefäße aber werden jetzt am meisten durchblutet. Unser Herz hat nun seine Auftank- bzw. Ernährungsphase, damit es seine kraftvolle Arbeit von vorn beginnen kann. Und lange durchhält.

Das wünsche ich Ihnen und mir: solche Pausen suchen, einhalten und richtig genießen können. Die Urlaubsund Reisezeit dazu nutzen, unseren richtigen Rhythmus zu leben. Alles andere macht krank. Zu wenig Bewegung genauso wie allzu viel davon, wenn sie in Körper- oder Nervenstress ausartet. Anspruch an sich zu haben, ist gut. Übertriebener Anspruch an sich selbst lässt nur Enttäuschung zurück. Hetzen ohne Pause in Arbeit und Freizeit kann auch unser Taktgefühl den Mitmenschen gegenüber zerstören.

Im Einklang mit sich selbst sein, im Wissen, dass der Schöpfer über uns wacht, weil er alles gut gemacht hat. Gott hat uns sein grandioses Universum anvertraut, damit wir den freien (Lebens-)Raum mit Vernunft füllen. Rücken wir in den Ferien doch alles mal wieder an seinen Platz. Mit der Musik von Beethoven, oder auch nur beim Träumen unter der Sonne.

Eine gesegnete Sommerzeit, mit herzlichen Grüßen, wünscht im Namen aller Mitarbeitenden

Ihr Gemeindepädagoge Klaus Markert