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Dezember 2016 / Januar 2017


© Michael Tillmann, Aachen

Maria und Joseph. Selten sah ich sie so nah beieinander. Maria ist als Mutter Jesu auf vielen Bildern zu finden. Oft mit dem neugeborenen Kind auf dem Arm. Oder ganz am Anfang der Geschichte: als der Engel Gabriel ihr eröffnet, dass sie schwanger werden wird und Gottes Sohn gebären wird.

Joseph finden wir meistens an der Krippe. Oft steht er ein bisschen abseits, als gehöre er nicht richtig dazu. Doch was hätte Maria ohne ihn gemacht? Was wäre aus dem Jesuskind geworden?

Im ersten Kapitel des Matthäusevangeliums lesen wir: „Die Geburt Jesu Christi aber geschah so: Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem heiligen Geist.“ Ganz schön komplizierter Satz, nicht wahr? Nicht nur Matthäus war eine schwangere Braut nicht geheuer. Auch Joseph möchte lieber hinaus aus der Geschichte. „Joseph, aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.“ Joseph will Maria nicht bloßstellen. Alles soll mit Anstand geschehen. Ein verlässlicher Mann, ein Handwerker, der feste Pläne hat für seinen Lebensweg. Doch Gott hat einen anderen Plan. Im Traum erscheint Joseph ein Engel. Er sagt: „Bleib bei Maria und nimm dich des Kindes an.“ Und Joseph folgt diesem Weg. Er nimmt Maria zu sich. Aus tiefer Überzeugung, so glaube ich, und mit großer Liebe. Davon erzählt die kleine Skulptur aus dem Dom St. Bartholomäus aus Frankfurt am Main. Sie spricht von Liebe, Zuneigung, Geborgenheit.

Die Gesichter und Körper der beiden, die da in der Umarmung festgehalten sind, sehen sehr menschlich aus. Nur der goldene Glanz auf ihren Gewändern zeigt, dass es auch Gottes Geschichte ist. Die Stadt im Hintergrund könnte Nazareth sein. Doch hier werden Maria und Joseph nicht bleiben. Sie müssen zur Volkszählung nach Bethlehem. Dort wird Maria das Kind gebären. Später werden die drei vor den Soldaten des Herodes fliehen. Joseph wird durch seine Träume geführt.

Was wäre, wenn Joseph sich für einen anderen Weg entschieden hätte? Wenn er nicht da gewesen wäre, um Maria in den Arm zu nehmen und zu stützen?

Joseph, auf den ersten Blick ein so unscheinbares Glied in der Heilsgeschichte, wird so zu jemandem, ohne den es nicht gegangen wäre, ohne den Maria nicht weiter gewusst hätte, ohne den Jesus den Häschern des Herodes in die Hand gefallen wäre.

Auch wir sind Teile der Heilsgeschichte. Auch auf jeden und jede von uns kommt es an. Das klingt erschreckend, überfordernd. Doch ein Blick auf Joseph zeigt es: Mit beiden Beinen auf der Erde stehen und auf Gottes Wort hören und danach handeln – darauf kommt es an.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie im Advent berührt werden, durch ein Bild, durch ein Lied, durch Gottes Wort. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie einen Engel finden und jemandem zur Stütze werden.

Ihre Pfarrerin Carola Ancot