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Februar / März 2017

Jahreslosung 2017

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.
Hesekiel 36, 26


© Johannes Spörl

Liebe Gemeindemitglieder, bei den Israeliten, zu denen der Satz mit dem neuen Herz und Geist gesagt wurde, hat es nicht funktioniert. Der Prophet Hesekiel richtete ihnen von Gott aus: Wenn ich euch aus der Verbannung in eure Heimat zurückkehren lasse, dann erwarte ich von euch ein deutlich anständigeres Verhalten! Ich hab gemerkt: Mit ein paar Geboten und Prophetensprüchen allein ist das nicht zu ändern. Damit ihr’s hinkriegt und ich euch nicht gleich wieder mit verlorenen Kriegen bestrafen muss, gebe ich euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Eurer jetziges ist ja steinhart! -

Aber neue Herzen fielen keine vom Himmel, wuchsen auch nicht in Brustkörben heran, nicht mal Lehrer einer neuen Herzlichkeit tauchten auf. Nach ihrer Heimkehr aus dem Exil verhielten sich die Israeliten kaum anders als vor ihrem Straf-Exil. Das ist verständlich. Allein durch Ermahnungen, Befehle und Strafen wird ja nicht mal ein Hund herzlicher. Aber vermutlich begann in den frömmeren Kreisen des Volkes Israel eine Debatte über die Idee einer neuen Herz- und Geist-Kultur. Im Laufe von Generationen fingen immer mehr Leute an - trotz ihrer Verwurzelung in barbarischen Verhältnissen - Versuche und Erfahrungen mit wertschätzenden, toleranten, selbstbewussten und kreativen Umgangsformen zu machen. Ihre Erfahrungen damit erzählten sie weiter. Sie wiederholten, ergänzten und erweiterten solche Erfahrungen und Erzählungen. Sie testeten und diskutierten Modelle einer neuen Kommunikations- und Umgangskultur - damit war diese als eine neue Herzlichkeit und neue Denkweise in der Welt! Seitdem versuchen immer wieder Menschen darin zu handeln und kreativ zu sein. Einige wurden dabei zu Symbolfiguren dieses Lebens mit neuem Herz und Geist: z.B. Jesus, Franz v. Assisi, Bonhoeffer, A. Schweitzer, M. Teresa, M. Ghandi etc.

Die Jahreslosung 2017 sagt uns, dass wir in unseren unreflektierten Bedürftigkeiten und Ängsten nicht hoffnungslos feststecken, sondern dass Gott uns bessere innere Motivationen und Ziele gibt. Genauer gesagt: Er ermöglicht, dass sich andere Denk- und Verhaltensmuster entwickeln können. Er schenkt sie uns auch nicht im Schlaf und ohne dass wir danach gefragt haben. Vielmehr müssen wir uns absichtlich und engagiert darauf einlassen, damit sie ihre wohltuende Wirkung für uns entfalten.

Wie das geht? Steht in den Biographien der genannten Symbolfiguren! Ich empfehle Jesus-Geschichten. Wenn Sie die lesen, lassen Sie sich auf diese (zu Hesekiels Zeiten) neue Herz-und-Geist-Kultur ein. Wenn Sie diese Zeilen hier lesen, sind Sie dabei. Wenn Sie demnächst Ihren Mitmenschen freundlicher, großzügiger, feinfühliger und geduldiger begegnen, sind Sie in diesen Momenten Teil des „neuen Herz und neuen Geistes“ und tradieren es. Es beginnt damit, dass Sie davon hören. Der zweite Schritt heißt: den Gewinn davon erkennen und verlockend finden. Der dritte ist das Selber-probieren-und-üben. - Wie gesagt, wir kriegen unseren Anteil am „neuen Herz und neuen Geist“ nicht ohne eigenes Zutun wie einen Schnupfen, sondern: indem wir uns dafür Zeit nehmen, uns gute Beispiele vor Augen halten, uns von der Schönheit eines offenes Herzen beeindrucken lassen, die Sehnsucht unseres eigenen Herzens danach entdecken und uns daran erinnern, wo wir selbst schon so eine Geisteshaltung zeigen konnten. Unter diesen Erinnerungen findet sich der Mut, es immer wieder zu probieren. - Wundern Sie sich nicht, wenn irgendwann andere anfangen, sich ein Beispiel an Ihnen zu nehmen.

Viel Erfolg dabei und Gottes Segen wünscht Ihnen Ihr Pf. Roija Weidhas