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August / September 2017

Gedanken zum Monatsspruch August 2017
Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.
Apostelgeschichte 26, 22

Paulus steht angeklagt vor dem jüdischen König Herodes Agrippa in Jerusalem und soll sich erklären. Im Raum steht der Vorwurf, er sei Anführer der „Sekte der Nazarener“ und errege unter seinen jüdischen Landsleuten Aufruhr. Da Paulus aber nicht nur gebürtiger Jude, sondern auch römischer Bürger war, steht ihm ein ordnungsgemäßes Gerichtsverfahren zu. Und in dieser Situation zieht er folgendes Resümee seines bisherigen Lebens: „Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag.“


©Paul Burns / fotolia.com

Paulus hätte - weiß Gott - auch anders reden können! Er hätte berichten können, wie viel Zeit, Nerven, Kraft und Geld ihn sein Einsatz für Gott gekostet hat; allein die Reisekosten, jahrelang tausende Kilometer nicht im Dienstauto, sondern zu Fuß oder in einfachen Wagen auf unwegsamen Straßen unterwegs. Dazu der Ärger in den Gemeinden, die er gegründet hat! Immer wieder musste er in seiner Korrespondenz mit den Gemeinden in Korinth oder in Galatien Streit schlichten; musste ermahnen, dass sich die jungen christlichen Gemeinden nicht auf spirituelle Abwege begaben. Manchen Brief hat Paulus sogar unter Tränen geschrieben, so verzweifelt war er über die Lage. Er musste sich Beleidigungen anhören, seine Kompetenz als Prediger wurde angezweifelt. Paulus hat von seinen Gegnern Schläge einstecken müssen, überlebte geradeso eine Steinigung, hat Schiffbruch erlitten, war unter Räubern und in Todesnot, und dazu wurde er von einer schmerzhaften Krankheit geplagt... Im 2. Korintherbrief zählt er selbst einmal schonungslos auf, was er alles während seiner Missionsreisen erlitten hat.

Jetzt ist er angeklagt und es könnte ihm an den Kragen gehen. Die Lage ist ernst. Aber sein Resümee lautet: „Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.“ Erstaunlich! Sieht Paulus sein Leben durch die rosarote Brille? Bei allem, was er durchgemacht hat?

„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag.“ Dieser Satz zeugt von tiefer Glaubenserfahrung. Er könnte aber auch von der 88jährigen Frau im Pflegebett stammen, die seit dem Schlaganfall nicht mehr aufstehen kann, die alleinstehend war mit einer behinderten Tochter und doch in ihrer knappen Zeit früher immer im Kirchenchor gesungen hat. Daraus hat sie Kraft geschöpft – und sagt heute trotz allem über ihr Leben: „Gott hat mir immer wieder geholfen.“

Wie gut, dass solche Menschen uns ein Beispiel geben: Menschen, die kein einfaches Leben hatten, die viel geopfert haben, die manchmal am Rand ihrer Kräfte gewesen sein mögen – aber dennoch ein solches Lebensresümee ziehen können. „Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag.“ Sie sind tatsächlich Zeugen für die Kraft des Glaubens bei Groß und Klein.

Ich wünsche uns, dass wir als Große und Kleine von solchen Glaubenszeugen in unserem eigenen Glauben gestärkt werden!

Es grüßt herzlich
Ihre Pfarrerin Eva Gorbatschow